Verantwortung der Pharmaindustrie
Die Pharmaindustrie trägt eine hohe Verantwortung für die Gesundheitsversorgung in Deutschland und der ganzen Welt. Durch ihre Forschung und Entwicklung neuer Medikamente ermöglicht sie die Behandlung von Krankheiten und die Rettung von Menschenleben.
Es ist daher unerlässlich, dass die Pharmaindustrie lebenswichtige Medikamente produziert und zur Verfügung stellt, unabhängig von ihrer Wirtschaftlichkeit. Wenn die Produktion von Medikamenten ausschließlich von wirtschaftlichen Überlegungen abhängt, kann dies dazu führen, dass lebenswichtige Medikamente nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind oder zu hohen Preisen angeboten werden, was den Zugang zu lebensrettenden Behandlungen erschwert.
Durch die Verpflichtung der Pharmaindustrie zur Herstellung und Bereitstellung dieser Medikamente können wir sicherstellen, dass die Gesundheitsversorgung verbessert werden.
Veröffentlichung von Forschungsergebnissen
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sollte befugt sein, Sanktionen zu verhängen, wenn Pharmaunternehmen Forschungsergebnisse nicht in der EU-Datenbank EudraCT veröffentlichen.
Die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen ist von großer Bedeutung, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten zu gewährleisten. Die Datenbank EudraCT dient als wichtige Informationsquelle für Ärzt*innen, Forscher*innen und Regulierungsbehörden, um Informationen über klinische Studien und deren Ergebnisse zu erhalten. Durch die Offenlegung von Forschungsergebnissen können potenzielle Risiken und Nebenwirkungen identifiziert werden, was zu einer verbesserten Patient*innensicherheit führt.
Wenn Pharmaunternehmen ihre Ergebnisse nicht transparent teilen, können potenziell schädliche oder ineffektive Medikamente auf den Markt gelangen.
Verbot von Aufwendungen
Das Verbot des Annehmens von nicht-geringwertigen Aufwendungen von privatwirtschaftlichen Pharmaunternehmen für medizinische Dienstleister*innen zielt darauf ab, potenzielle Interessenkonflikte zu minimieren.
Medizinische Dienstleister*innen, wie Ärzt*innen und Krankenhäuser, sollten unabhängige Entscheidungen treffen, die ausschließlich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Wohl des Patient*innen basieren. Wenn Pharmaunternehmen finanzielle Anreize bieten, kann dies die Objektivität und Unabhängigkeit der medizinischen Entscheidungsfindung beeinträchtigen.
Das Verbot nicht-geringwertiger Aufwendungen stellt sicher, dass die medizinische Versorgung frei von Einflüssen ist, die das Patient*innenwohl gefährden könnten. Es gewährleistet auch die Gleichbehandlung von Medikamenten durch medizinische Dienstleister*innen, unabhängig von finanziellen Interessen.
Ausbau von unabhängigen Fortbildungen
Der Ausbau des unabhängigen Fortbildungsangebots der Ärzt*innenkammern im Bereich Pharmakologie ist wichtig, um sicherzustellen, dass Ärzt*innen über aktuelles und fundiertes Wissen über Medikamente und ihre Anwendung verfügen.
Pharmakologie ist ein entscheidender Bereich der medizinischen Ausbildung, da er Ärzt*innen ermöglicht, Medikamente sicher und effektiv zu verschreiben und potenzielle Risiken und Wechselwirkungen zu erkennen. Durch den Ausbau des Fortbildungsangebots im Bereich Pharmakologie wird sichergestellt, dass Ärzt*innen auf dem neuesten Stand der Forschung und Entwicklung bleiben.
Die Einführung von mindestens einem Pflichtseminar in einem fachbezogenen pharmakologischen Bereich gewährleistet, dass Ärzt*innen über spezifisches Wissen zu Medikamenten verfügen, die sie häufig verschreiben. Dies trägt dazu bei, die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern, indem mögliche Fehler bei der Verschreibung oder Anwendung von Medikamenten minimiert werden.
Durch den Ausbau der Fortbildung im Bereich Pharmakologie wird auch die Patient*innensicherheit gestärkt, da Ärzt*innen über ein tieferes Verständnis der Wirkungsweise, Dosierung und potenziellen Nebenwirkungen von Medikamenten verfügen.
Begrenzung des Marketingbudgets
Die Festsetzung eines maximalen Jahresbudgets für das Marketing von Pharmakonzernen auf 20% des Jahresumsatzes dient der Regulierung und Kontrolle von Marketingaktivitäten in der Pharmaindustrie. Oftmals setzen Unternehmen beträchtliche finanzielle Ressourcen für Marketingzwecke ein, um ihre Medikamente zu bewerben und den Absatz zu steigern.
Eine Begrenzung des Budgets auf 20% des Jahresumsatzes stellt sicher, dass Unternehmen ihre Ressourcen effizienter einsetzen und den Fokus auf Forschung, Entwicklung und Qualitätssicherung legen.
Dies trägt dazu bei, dass Patient*innen auf der Grundlage objektiver und evidenzbasierter Informationen über Medikamente informiert werden, anstatt von übermäßigem Marketing beeinflusst zu werden.
Zudem trägt die Festsetzung eines maximalen Marketingbudgets zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen bei, da übermäßige Marketingausgaben letztendlich zu höheren Medikamentenpreisen führen können.
Zwangslizensierungen vereinfachen
Die Vereinfachung der Zwangslizensierung von Medikamenten durch die Aufnahme von Medikamenten als Möglichkeit des §24 I PatG ist ein wichtiger Schritt, um den Zugang zu bezahlbaren Medikamenten zu erleichtern.
Die Zwangslizensierung ermöglicht es Regierungen, in Ausnahmesituationen oder bei unangemessenen Preisen, den Patentschutz zu umgehen und generische Versionen von Medikamenten herzustellen oder einzuführen. Dies ist besonders wichtig, um den Bedarf an lebenswichtigen Medikamenten zu decken und preisliche Barrieren zu überwinden, insbesondere in Ländern mit begrenzten Ressourcen oder in Notfallsituationen wie Pandemien.
Die Zwangslizensierung kann auch dazu beitragen, Monopole zu verhindern. Wenn ein Unternehmen exklusive Rechte an einem bestimmten Medikament hat, kann dies zu hohen Preisen und begrenztem Zugang führen.
Es stellt sicher, dass die öffentliche Gesundheit im Vordergrund steht und dass die Interessen der Bevölkerung vor den kommerziellen Interessen der Pharmaindustrie stehen.
Europäische Pharmaindustrie
Die Etablierung einer europäischen Pharmastrategie ist von großer Bedeutung, um in einer multipolaren Welt bestehen zu können und gute Arbeitsbedingungen sicherzustellen. Dies umfasst den Schutz der Rechte der Arbeitnehmer*innen, faire Löhne, angemessene Arbeitszeiten und die Förderung von Forschung und Innovation.
Eine starke und nachhaltige pharmazeutische Industrie in Europa schafft qualitativ hochwertige Arbeitsplätze und trägt zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Eine europäische Pharmastrategie kann dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Pharmaindustrie zu stärken, Forschung und Entwicklung zu fördern und den Zugang zu innovativen Medikamenten sicherzustellen.
Darüber hinaus kann eine europäische Pharmastrategie dazu beitragen, Standards für Qualität, Sicherheit und Ethik in der pharmazeutischen Industrie festzulegen. Dies umfasst Aspekte wie die Herstellung von Medikamenten, die Durchführung klinischer Studien, die Aufdeckung von Interessenkonflikten und die Einhaltung ethischer Grundsätze. Eine gemeinsame Strategie ermöglicht es Europa, eine führende Rolle bei der Gestaltung und Umsetzung Gesundheitsbedürfnisse erfüllen kann und nicht von externen Akteur*innen abhängig ist.
Insbesondere ist es wichtig, eine Unabhängigkeit von den USA und China zu gewährleisten, da diese Länder eine zu starke Position in der globalen pharmazeutischen Industrie einnehmen. Eine europäische Pharmastrategie kann dazu beitragen, die Abhängigkeit von Importen und externen Akteur*innen zu verringern, indem sie die europäische Forschung und Produktion stärkt. Dies fördert nicht nur die Autonomie und Souveränität Europas, sondern sichert auch die Verfügbarkeit und Qualität von Medikamenten für die europäische Bevölkerung.
Unsere Forderungen:
- Die Pharmaindustrie muss verpflichtet werden, lebenswichtige Medikamente, ungeachtet ihrer Wirtschaftlichkeit, zu produzieren und zur Verfügung zu stellen.
- Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte muss befähigt werden, bei Nichtveröffentlichung von Forschungsergebnissen in der EU-Datenbank EudraCT, Sanktionen gegen die Pharmakonzerne zu verhängen.
- Um die bestmögliche Arzneimittelversorgung zu ermöglichen, wird das Annehmen von nicht-geringwertigen Aufwendungen von privatwirtschaftlichen Pharmaunternehmen für medizinische Dienstleister verboten.
- Das unabhängige Fortbildungsangebot der Ärzt*innenkammern für medizinisches Personal muss im Bereich Pharmakologie ausgebaut werden. Mindestens eines der zu leistenden Pflichtseminare für Ärzt*innen muss in einem Fachbezogenen pharmakologischen Bereich absolviert werden.
- Das Jahresbudget, dass Pharmakonzernen für Marketing zur Verfügung steht, muss auf maximal 20% des Jahresumsatzes festgesetzt werden.
- Für Medikamente muss die Möglichkeit der Zwangslizensierung vereinfacht werden, indem Medikamente grundsätzlich als Möglichkeit des §24 I PatG aufgenommen werden.
- Eine europäische Pharmastrategie muss etabliert werden, um in einer multipolaren Welt bestehen und gute Arbeitsbedingungen sicherstellen zu können. Vor allem muss eine Unabhängigkeit von den USA und China gewährleistet werden.