Die Geschichte der Gebärdensprache: Von Verboten zur Anerkennung
Heute ist der Internationaler Tag der Gebärdensprache . Er wurde 2017 von der World Federation of the Deaf (WFD) ins Leben gerufen. Die Geschichte der Deutsch Gebärdensprache (DGS) ist nicht nur von Fortschritt und Anerkennung geprägt, sondern auch von Herausforderungen und Unterdrückung.
Der Mailänder Kongress von 1880 und das Verbot der Gebärdensprache
Im Jahr 1880 versammelten sich auf dem Mailänder Kongress über 150 nahezu ausschließlich hörende Pädagogen. Dort wurde ein Beschluss gefasst, der die Verwendung der Gebärdensprache im Unterricht verbot und stattdessen den Oralismus, also die Lautsprachmethode, einführte. Dieser Beschluss hatte schwerwiegende Folgen und unterdrückte die kulturelle und linguistische Identität gehörloser Menschen für fast ein Jahrhundert. Die Gebärdensprache, die jahrhundertelang von gehörlosen Gemeinschaften entwickelt worden war, wurde verboten und geriet in Vergessenheit.
Die Wiederbelebung durch William Stokoe
Es dauerte bis in die 1960er Jahre, als der Amerikaner William Stokoe die Gebärdensprache auf eine erforschte. Er zerlegte die Gebärden in ihre kleinsten Bestandteile und erkannte die linguistische Vollwertigkeit der Amerikanischen Gebärdensprache. Stokoes Forschung legte den Grundstein für die Wiederbelebung und Anerkennung der Gebärdensprache weltweit. Endlich erkannte man wieder, dass Gebärdensprache eine eigenständige und komplexe Sprache ist.
Anerkennung durch internationale Institutionen
Heute ist die Gebärdensprache als vollwertige Sprache anerkannt – da sind sich die UN-Behindertenrechtskonvention, das Europäische Parlament und die Internationale Konferenz zur Erziehung und Bildung (ICED) einig. Auf der ICED-Konferenz im Jahr 2010 in Vancouver (Kanada) wurde für die Resolution von Mailand (1880) eine offizielle Entschuldigung veröffentlicht. Diese Entschuldigung ging mit dem Eingeständnis einher, dass die Resolution von Mailand weltweit negative Folgen für gehörlose Menschen hatte.
Aktuelle Herausforderungen
Trotz dieser Fortschritte gibt es immer noch Herausforderungen, die gehörlose Menschen heute betreffen:
1.
Barrierefreiheit: Gehörlose Menschen stoßen oft auf Schwierigkeiten, wenn es um den Zugang zu wichtigen Informationen geht. Untertitel, Gebärdensprachdolmetscher*innen und barrierefreie Kommunikation sind nicht immer verfügbar.
2.
Bildung und Beschäftigung: Der Zugang zu hochwertiger Bildung und Beschäftigungsmöglichkeiten bleibt eine Herausforderung, da viele Institutionen und Unternehmen die Bedürfnisse gehörloser Menschen noch nicht vollständig verstehen.
3.
Kulturelle Anerkennung: Die Vielfalt der Gebärdensprachen weltweit wird oft nicht ausreichend anerkannt und respektiert. Es ist wichtig, die einzigartigen Kulturen und Identitäten der gehörlosen Gemeinschaft wertzuschätzen.
Der Welttag der Deutschen Gebärdensprache
Heute feiern wir den Welttag der Deutschen Gebärdensprache, um die Bedeutung dieser Sprache zu würdigen. Es ist ein Tag, an dem wir die Vielfalt und Kreativität der Gebärdensprache feiern können. Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, Sprachvielfalt, Inklusion und Barrierefreiheit zu fördern. Unsere Geschichte lehrt uns, wie wichtig es ist, die kulturellen und linguistischen Identitäten der gehörlosen Gemeinschaft zu respektieren und für eine Welt zu kämpfen, in der alle die gleichen Chancen haben.